Curriculum zur Fortbildungsreihe Intersektionale Gewaltprävention

Intersektionale Gewaltprävention ist keine neue Methode oder ein neues Konzept. Es stellt vielmehr Erweiterungen bestehender Ansätze der Sozial- und Bildungsarbeit dar.

Ziele einer intersektionalen Gewaltprävention

Eine Fortbildung in intersektionaler Gewaltprävention kann für Ansätze der Sozial- und Bildungsarbeit folgenden Erweiterungen leisten:

  • Sie kann Kolleg_innen eine Hilfestellung sein, der komplexen Wirklichkeit ihrer Zielgruppen so nah wie möglich zu kommen und zielgruppengerechte Angebote zu machen.
  • Sie kann eine Reflektions- und Analysehilfe darstellen, die dazu beiträgt, dass pädagogische Angebote nicht selbst zur Reproduktion und Stabilisierung von Dominanz- und Gewaltverhältnissen beitragen.
  • Sie kann dazu beitragen methodische Ansätze für das eigene Arbeitsfeld zu entwickeln, die verschiedene Dominanzverhältnisse in ihrer Verschränkung thematisieren.
  • Sie kann dazu beitragen, in der Arbeit mit Jugendlichen ein Verständnis zu entwickeln, dass die individuelle Handlungsebene und die Betrachtung gesellschaftlicher Verhältnisse mit einschließt.

Inhalte einer intersektionalen Gewaltprävention

Eine Fortbildung in intersektional erweiterter Sozial- und Bildungsarbeit bietet bereits folgende Mindeststandards:

  • Soziale Differenzen entlang von Geschlecht, sozialer Klasse, Ethnizität, Sexualität, Nationalität und weiterer Kategorien werden als Ergebnisse sozialer Konstruktionsprozesse verstanden.
  • In einer intersektionalen Arbeit wird auf jegliche Formen naturalisierender Zuschreibungen verzichtet.
  • Ebenso verzichtet ein intersektionaler Ansatz auf Formen kulturalisierender Zuschreibungen.
  • Eine intersektionale Sozial- und Bildungsarbeit ist auf den Abbau und die Auflösung von Dominanzstrukturen ausgerichtet. Zu diesem Zweck bedient sie sich der Dekonstruktion. Dekonstruktion heißt in diesem Zusammenhang für jene gesellschaftlichen und politischen Herstellungsprozesse von Identitäten zu sensibilisieren, anhand derer Zugehörigkeiten und damit verbundene Ein- und Ausschlüsse reguliert werden.

Eine intersektional erweiterte Sozial- und Bildungsarbeit folgt dabei folgende Prinzipien:

  • Sie arbeitet einem homogenisierenden Blick durch die Pädagogik entgegen. Sie folgt einem differenzierenden und heterogenisierenden Blick. Es gibt nicht mehr die Jungen, die Mädchen, die Jugendlichen mit Migrationshintergrund, die molsemischen Jugendlichen...
  • Sie verfolgt das Ziel, komplexe Dominanzverhältnisse in den Blick zu bekommen und Handlungsfähigkeit darin zu entwickeln.
  • Dabei knüpft sie an die Erfahrungen und Erzählungen der Teilnehmenden an.
  • Sie zielt dabei nicht nur auf die Erweiterung der individuellen Handlungsfähigkeit, sondern ebenso ein Begreifen und Verändern der gesellschaftlichen Verhältnisse ab.

Schritte einer intersektionalen Gewaltprävention:

Die Fortbildung intersektionale Gewaltprävention folgt der Idee verschiedener Seminarbausteine, die einzeln oder kombiniert durchgeführt werden können. Je nach Kombination verändern sich die Einzelbausteine. Außerdem ist es möglich auf spezifische Interessen und Bedürfnisse der Teilnehmenden einzugehen, was sich in besonderer Weise für Fortbildungen von Kolleg_innen aus einer Einrichtung anbietet.

Zwei Bausteine (I und V) haben Fragen rund um die Begriffe Intersektionalität und Gewalt(-prävention) zum Gegenstand. So kann eine Einführung in die Diskussionen rund um den Begriff der Intersektionalität sinnvoll sein, wenn es darum geht, den eigenen spezifischen Ansatz intersektional zu erweitern.

Ebenso kann es sinnvoll sein mit einem Block zu intersektionalen Erweiterungen zu beginnen: Bisher gibt es die intersektionalen Erweiterungen von:

  • Geschlechterreflektierenden Ansätzen
  • Interkulturellen und/oder antirassistischen Ansätzen sowie
  • Ansätzen, die sich mit sozialen Klassenunterschieden und Prekarisierungen beschäftigen.

Eine explizite Beschäftigung mit dem Konzept der Intersektionalität kann dementsprechend auch nach einem der Bausteine zur intersektionalen Erweiterung bestehender Ansätze sinnvoll sein.

Wiederum als Querschnittsthema gilt die Auseinandersetzung mit Gewalt und Gewaltprävention. Begriffe wie Dominanzverhältnisse, Hierarchisierungen, Ein- und Ausschlüsse werden in jedem der Bausteine bearbeitet. Eine explizite Beschäftigung mit den umfangreichen Diskussionen zur Gewalt(-prävention) bietet sich ebenso als Grundlage wie auch als Vertiefung an.

Die konkrete Ausgestaltung eines Fortbildungsprogramms wird im Konkreten abgestimmt.