Glossar Intersektionale Gewaltprävention
Dieses Glossar skizziert das Verständnis zentraler Begriffe und Konzepte in dem Ansatz für eine intersektionale Gewaltprävention. Das jeweilige BegriffsVerständnis wurde in einem "work in progress" erarbeitet.
Im Critical Whitness Ansatz ist Weiß-sein keine Hautfarbe, sondern ein Konzept. Viele Privilegien sind auf Grund der europäischen Expansion, Kolonialismus, Sklaverei und Faschismus an das Weiß-sein gebunden. Der Critical Whiteness-Ansatz sensibilisiert für die Zugehörigkeit zur dominanten weißen Mehrheit, für die Konstruktion von Weiß-sein als Norm. Der Ansatz zielt darauf ab, weiße Privilegierungen zu enthüllen.
Das Konzept der Diskursivität ist stark mit der Arbeit des französischen Post-Strukturalisten Michel Foucault verbunden und der Idee, dass Sprache Bedeutungen generiert und verfestigt. Foucault erforschte, wie Macht in sozialen Alltagspraktiken ausgeübt wird und wie darin gesellschaftliche Bedeutungen hervorgebracht und temporär als Diskurs stabilisiert oder reguliert werden. Diskurse operieren sprachlich in vielfältigen institutionellen Formen, unter deren Voraussetzungen wir gesellschaftliche Wirklichkeit wahrnehmen.
Diskurse stellen also Wege der Bezugnahme auf bestehendes Wissen dar oder Konstruktionsweisen von neuem Wissen über praktische Themen. Diskursive Formationen definieren, was in Bezug auf ein bestimmtes Subjekt oder eine bestimmte soziale Handlung angemessen ist und was nicht. Sie bestimmen, welches Wissen in einem spezifischen Kontext als hilfreich, als relevant und als "wahr" gilt, und welche "Subjekte" die entsprechenden Ideale verkörpern.
Diskurse werden mit "Wahrheit" assoziiert (Wahrheitsregime), die innerhalb von Bereichen wie Wissenschaft und Regierung wirken, um zu autorisieren, was als wahr oder unwahr beurteilt werden kann. Diskurse können auf verschiedenen Ebenen analysiert werden: ausgehend von ihren grundlegenden Bestandteilen, den Aussagen, bis zu akkumulierten Verdichtungen, die sich z. B. in Religion und Gesetzen ausdrücken, aber auch in dem, was herkömmlich als Volksmund bezeichnet, in dem alltagstheoretische Erklärungen enthalten sind. Das Zusammenspiel all dessen ist grundlegend für die Art und Weise, wie Menschen zu bestimmten Zeiten und an bestimmten Orten Sinn für sich selbst und andere schaffen.
Foucault, M. (1972): Archeology of knowledge, New York
[...] um Gender zu "machen" [...] muss man Verhaltensweisen offenbaren auf das Risiko hin, dass das Geschlecht überprüft wird. (West/Zimmerman 1991, 23). Doing Gender ist die Herstellung von Geschlecht in alltäglichen Handlungen zwischen Menschen. In diesen Interaktionsprozessen wird Gender dargestellt, von anderen erwartet und angenommen. Deshalb ist Gender nicht statisch.
West, C./Zimmerman, D. H. (1991): Doing Gender, in: Lorber, J./Farrell, S. A. (Eds.): The Social Construction of Gender, Newbury Park, 13-37
Dominanz ist die Fähigkeit Kontrolle und Einfluss auszuüben. "Dominanzverhältnisse" stellen in Intersektionale Gewaltprävention den gemeinsamen roten Faden dar, mit dem alle sozialen Kategorien verbunden sind. Menschen sind stets "Kinder" der gesellschaftlichen Strukturen, die sie hervorbringen und in denen sie leben. Soziale Kategorien sind immer zugleich Resultate und Anknüpfungspunkte von und für Dominanzverhältnisse. Wir lernen in ihnen direkt und indirekt etwas über soziale Kategorien wie Geschlecht, Sexualität, Ethnizität usw. und speichern sie als allgemein angenommene, allgemein geteilte Vorstellungen, als Stereotype.
Viele dieser Stereotypen werden als Norm akzeptiert, von der aus Abweichungen definiert werden. Menschen in gesellschaftlichen Dominanzpositionen erkennen verinnerlichtes Dominanzverhalten oftmals als solches nicht. Das hängt mit ihrer Annahme zusammen, dass alle ihre Wirklichkeit teilen und ihre Perspektive allgemeingültig sei.
Internalisierte Unterdrückung ist ein Weg, auf dem Individuen aus nicht-dominanten Gruppen sich selbst Bilder der Überlegenheit über die dominante Gruppe und Bilder der Unterlegenheit über die nicht-dominante Gruppe zueigen machen. Aus dem Leugnen der Dominanz auf der einen Seite und der Internalisierung von Über- und Unterlegenheit auf der anderen Seite entstehen vermeintlich "natürliche" Gefühle, dass alles so schon richtig sei. Hier sind Empowermentstratgien und Sensibilisierung für Dominanzverhältnisse notwendige Schritte.
Dominanzverhältnisse sind dynamisch. Die fluide Natur von sozialen Identitäten kann uns je nach Kontext entweder als das Ziel oder als ein_e Ausübende_r von Unterdrückung platzieren. Je nachdem, welche gesellschaftliche Konstellation wir uns ansehen, je nachdem um was gekämpft wird, was gefährdet ist, wer als "Gewinner_in" oder "Verlierer_in" erscheint, können andere Dominanzverhältnisse sichtbar werden und von Bedeutung sein. Intersektionale Ansätze helfen diese Kombinationen auf subjektiven und strukturellen Ebenen zu analysieren.
Die institutionelle Erziehung / Bildung von Kindern und Heranwachsenden findet an verschiedenen Orten statt. Je nach nationalen Settings finden sich verschiedene Schulformen sowie unterschiedliche Formen von außerschulischer Erziehung und Bildung wie zivilgesellschaftliche Erziehung (engl.: civic education), politische Bildung (z. B. durch Gewerkschaften), Menschenrechts-Bildung, Sozialarbeit, interkulturelles Lernen und gemischte Formen.
Schulen und andere Erziehungsinstitutionen sind wichtige Orte, an denen Kinder und Heranwachsende viel Zeit verbringen und in denen sie sozialisiert werden. Aus unserer Erfahrung heraus werden Kinder und Jugendliche, die herausforderndes Verhalten zeigen, mit Labeln wie "verhaltensauffällig" oder "gewalttätig" markiert. Diese negativen Labels haben wiederum oft Rückwirkungen auf die Jugendlichen. Ursachen für ein herausforderndes Verhaltens werden selten bearbeitet.
Es ist wichtig Selbst-Berichte von Jugendlichen zu nutzen, um die negativen Effekte des Labelns und der repressiven Praktiken für Kinder und Jugendliche zu bemerken und die Konsequenzen für die Gesamtgesellschaft zu diskutieren. Eine behutsame Berücksichtigung der Ressourcen der Jugendlichen kann mit einem intersektionalen Ansatz durchgeführt werden.
Ethnische Identität stellt eine Teilmenge von Identitätskategorien im Allgemeinen dar. Mit der ethnischen Identität wird die Zugehörigkeit zu einer Gruppe über Zuschreibungen hergestellt, die auf die "Herkunft" zurückgeführt werden.
Ethnisierung ist ein Prozess, in dem ein Mensch oder eine Gruppe von Menschen einer Gruppe zugeordnet wird, die als homogen gilt. Dies passiert meistens auf Grund von Aussehen oder bestimmten Gewohnheiten, die mit dem Geburtsort, der Religion oder kulturellen Praktiken in Verbindung gebracht werden. In der Mehrzahl der Fälle wird Ethnisierung durch die soziale Mehrheit in Bezug auf die Minderheit betrieben.
Ethnizität basiert auf einem Mythos kollektiver Herkunft, von dem geglaubt wird, dass er Persönlichkeitseigenschaften mit sich bringt, die angeboren sind.
Bei Gender handelt es sich um die soziale und kulturelle Konstruktion der Geschlechtsidentität. In einer Kultur der Zweigeschlechtlichkeit ist dies meist männlich oder weiblich, auch wenn andere Geschlechter existieren (u. a. Hermaphrodit_innen, Transgender-Menschen, etc.).
Geschlechtsidentität ist das Selbstkonzept einer Person männlich oder weiblich (oder ein anderes Geschlecht) zu sein, es kann aber auch verwendet werden, um sich auf das Geschlecht zu beziehen, dass andere Leute einem Individuum zuschreiben, meist auf körperlichem Aussehen, Sozialisierungsprozessen und kulturellen Werten basierend.
"Männlichkeit ist eine Verhaltensantwort auf bestimmte Bedingungen und Situationen, an denen Männer teilnehmen, es existieren verschiedene Typen von Männlichkeit in der Schule, in der Jugendgruppe, auf der Straße, in der Familie und am Arbeitsplatz. Mit anderen Worten stellen Männer Männlichkeiten je nach sozialer Situation, in der sie sich befinden, her." (Messerschmidt 1993: 81, 83, in Spindler 2006: 83/84).
Hegemoniale Männlichkeit (Connell, 1995) ist das normative Ideal von Männlichkeit, das Männer als Ziel haben und Frauen wollen sollen. Charakteristiken, die mit hegemonialer Männlichkeit assoziiert werden, sind Aggressivität, Stärke, Antrieb, Ambitionen und Selbstvertrauen. Hegemoniale und marginalisierte Formen von Maskulinität werden durch Wettbewerb generiert und verursachen einander.
Weiblichkeit bezieht sich auf Qualitäten und Verhalten, dass durch eine bestimmte Kultur als Ideal dargestellt wird oder als besonders angemessen für Frauen und Mädchen gilt. Femininität bezieht sich prinzipiell auf sozial erworbene Persönlichkeitseigenschaften und sekundär auf die körperlichen Geschlechtscharakteristiken. In der westlichen Kultur wurde Weiblichkeit traditionell mit Besonderheiten wie Sanftheit und Geduld dargestellt.
In patriarchalen Kulturen werden Weiblichkeit und Frauen als "das bzw. die Anderen" und Untergeordnete betrachtet, während männliche Werte die Norm darstellen. Aus unserer Sicht zeigt die fortwährende Existenz von intersexuellen oder transgender Menschen bzw. Gesellschaften mit mehr Geschlechtern als nur Männern und Frauen, dass Zweigeschlechtlichkeit eine soziale Konstruktion und Gender selbst ein Bereich von ständigen Veränderungen und Kämpfen ist.
Connell, R.W. (1995): Masculinities, Cambridge
Messerschmidt, J. W. (1993): Masculinities and Crime. Maryland
Spindler, S. (2006): Corpus delicti. Männlichkeit, Rassismus und Kriminalisierung im Alltag von jugendlichen Migranten, Münster
Im ersten "World Report on Violence and Health" (2002) hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Gewalt definiert als "den absichtlichen Gebrauch von angedrohtem oder tatsächlichem körperlichem Zwang oder physischer Macht gegen die eigene oder eine andere Person, gegen eine Gruppe oder Gemeinschaft, der entweder konkret oder mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Verletzungen, Tod, psychischen Schäden, Fehlentwicklung oder Deprivation führt." (WHO 2003, S. 6)
Eine andere Definition konzentriert sich auf die Perspektive der Opfer: "Interpersonelle Gewalt ist jede Aktion einer anderen Person, durch die mir Schaden zufügt wird und von der ich annehmen muss, dass sie mir auch Schaden zufügen sollte oder zumindest Verletzungen mit vorsätzlicher Blindheit akzeptiert werden. (aus der deutschen Pilotstudie: Gewalt gegen Männer, BMFSFJ 2004, S. 16)
Eine ganz andere Bedeutung bekommt Gewalt, wenn der Begriff benutzt wird, um den Gebrauch von (legaler) politischer Gewalt, die z. B. von der Polizei oder militärischen Kräften ausgeübt wird, zu bezeichnen.
Die Perspektive auf Gewalt, wie sie im Rahmen von Intersektionale Gewaltprävention entwickelt wurde, versucht alle Formen von Gewalt, die eine Person betreffen, zu kombinieren und zu reflektieren. Da Intersektionalität ein Ansatz ist, der die individuelle soziale Zugehörigkeit und die strukturellen Bedingungen in ihren Überlappungen in Betracht zieht, ist eine Kombinationsanalyse der verschiedenen Formen von Gewalt ein wichtiges Thema des Projekts.
WHO (2002): World report on violence and health.
Weltbericht Gewalt und Gesundheit Zusammenfassung, 2003.
BMFSFJ (2004): Gewalt gegen Männer (Violence against men). Personale Gewaltwiderfahrnisse von Männern in Deutschland.
Gewaltprävention umfasst Konzepte, die helfen sollen, gewalttätige Konflikte zwischen Personen und Gruppen zu vermindern oder ihnen vorzubeugen. Es gibt sehr allgemeine Aktivitäten, die auf eine Veränderung des individuellen, kommunikativen und/oder interaktiven Verhaltens der einzelnen Personen abzielen; diese setzen oftmals ein, bevor überhaupt etwas Gewalttätiges passiert ist, um in der Lage zu sein, Konflikte ohne Gewalt zu lösen und das Selbstbewusstsein eines Menschen zu stärken. Andere Konzepte der praktischen Gewaltprävention arbeiten sehr konkret mit besonderen (Gruppen von) Täter_innen oder Opfern, um gewalttätige Situationen zukünftig zu verhindern.
Nach Antonio Gramsci ist Hegemonie ein Konzept, in dem eine Klasse oder Gruppe über andere regiert, in dem sie in der Lage ist, ihre eigenen Interessen so zu formulieren, dass sie als die allgemein, gesellschaftlichen Interessen erscheinen und als Konsens darzustellen. Somit entsteht eine Hegemonie oft ohne Anwendung von direkter Gewalt, sondern durch einen erfolgreich durchgesetzten Autoritätsanspruch (natürlich wird dennoch Gewalt angewendet, um diesen zu realisieren und stabilisieren).
Heteronormativität beschreibt ein Geschlechtersystem, in dem genau zwei Geschlechter (weiblich und männlich) existieren und in dem Heterosexualität als Norm gilt, "die Subjektivität, Lebenspraxis, symbolische Ordnung und das Gefüge der gesellschaftlichen Organisation strukturiert." (Wagenknecht, 2004, S. 189)
Aus unserer Sicht fungiert Heterosexualität als soziales Ordnungssystem und strukturiert das soziale Leben von allen (u.a. Familienleben, Sozialisierung und das Denken in Dualismen als allgemeingültiger Ansatz), ohne Rücksicht darauf welche sexuelle Orientierung eine Person hat oder welches Geschlecht. Heterosexualität ist die Norm, alles andere wird als anormal dargestellt.
Wagenknecht, P. (2004): Heteronormativität. In Haug, W.F.(Hg.) Historisch-Kritisches Wörterbuch des Marxismus, Bd. 6/I. Hamburg, S. 189-206
Sich in einer bestimmten Weise zu kleiden und zu geben, wird meistens dazu angewandt, um jemand zu sein: ein Mann, eine Frau, heterosexuell, eine Butch, etc. Dies ist möglich, da diese Handlungsweisen sich auf allgemein anerkannte Zeichen stützen (Konventionen); auf dieser Grundlage also stellen Menschen ihre sexuelle, sozial-geschlechtliche, ethnisierte etc. Identität dar und bringen sie hervor. Aber "es gibt keine Identität hinter den Darstellungen von Gender; ... Identität wird performativ eben durch jene Ausdrücke konstituiert, von denen eigentlich gesagt wird, dass sie ihr Resultat seien." (Butler 1990: 25).
Mit anderen Worten, Gender, Sexualität, Ethnizität etc. sind Performanzen, Menschen sind nicht, sondern sie tun sich. So betrachtet zeigen Identitäten, ob vergeschlechtlicht und/oder auf andere Weise hergestellt, keinen authentischen inneren "Kern" auf, sondern sind die dramatischen Effekte von Performanzen.
Butler, J. (1990): Gender Trouble, London, New York
Intersektionalität ist ein paradigmatischer Ansatz für die Sozialwissenschaften und die Sozialarbeit. Das Verständnis von Intersektionalität im Rahmen des Projekts Intersektionale Gewaltprävention beinhaltet die Idee, dass gesellschaftliche Unterdrückungsformen auf soziale Kategorien wie Ethnizität, Gender, Religion, Sexualität, Klasse, Behinderung und anderen Ungleichheitsmarkern in verschränkter Form basieren. Das jeweils individuelle Leben ist auf unterschiedliche Weise von diesen Dominanzverhältnissen bestimmt.
Jugend ist die Phase zwischen Kindheit und Erwachsenenalter. Die Jugend ist eine Zeit der Orientierung für Neubestimmungen.
Das Alter, in dem ein Mensch als "Jugendliche_r" angesehen wird und dadurch speziellen (Jugend)Gesetzen sowie einer besonderen Behandlung durch die Gesellschaft unterworfen ist, variiert auf der Welt. Das Projekt Intersektionale Gewaltprävention konzentriert sich auf Kinder und Heranwachsende zwischen 12 und 21 Jahren.
Jugendarbeit stellt die Schaffung eines Raums dar, in der sich junge Menschen in informellen pädagogischen Aktivitäten engagieren können. Zu den verschiedenen Arten von Jugendarbeit gehören offene Jugendarbeit (z.B. in Jugendzentren) sowie schulische und außerschulische Angebote der Sozial- und Bildungsarbeit.
In einem traditionell marxistischen Sinne bezieht sich Klasse auf die Gruppe der Besitzenden von Produktionsmitteln auf der einen Seite und den Besitzer_innen von Arbeitskraft auf der anderen.
Heutzutage differenzieren sich aufgrund post-fordistischer und neoliberaler Entwicklungen soziale und ökonomische Ungleichheiten auf mannigfaltige Weise, so dass die sozialen Klassen meistens über verschiedene Aspekte wie Beruf, Bildung und Qualifikationen, Einkommen (persönliches, Haushalt und pro-Kopf), Reichtum oder Eigenkapital (inklusive Landbesitz, Eigentum, Produktionsmittel etc.) bestimmbar sind. Klassen mit größerer Macht ordnen meistens Klassen mit weniger Macht unter, während sie versuchen ihre eigenen Machtpositionen in der Gesellschaft zu zementieren. Soziale Klassen mit großem Machteinfluss werden meistens als die Eliten angesehen.
Auf viele Weisen ist die soziale Klasse mit anderen sozialen Kategorien Gender, sexuelle Orientierung, Ethnizität verwoben und wirkt sich auf je unterschiedliche Weise auf die Einzelnen aus. Die soziale Klasse kann z. B. auch im städtischen Raum eine andere Bedeutung/Wirkung haben, als in ländlichen Gegenden.
Migration gab es immer schon, unabhängig davon, welche Wege Menschen zur Verfügung standen. Heute wird aus der nord-westlichen Perspektive, Migration, die aus dem Süden nach Norden führt, als Problem dargestellt. Ein System von Grenzen und Kontrollen wurde eingeführt, das Migrationsbewegungen regulieren soll. Dabei werden Migrant_innen in Gruppen von guten Migrant_innen (z. B. flexible, billige und gut gebildete Arbeiter_innen) und problematischen Migrant_innen (z. B. Flüchtlinge) unterschieden, wobei die Einwanderung der zweiten Gruppe verhindert werden soll.
Innerhalb des Migrationskontextes werden sehr unterschiedliche individuelle und Gruppenerfahrungen gemacht. In besonderer Weise sind Flüchtlinge und Asylbewerber_innen von institutionellen Ausgrenzungen und sozialer Ungleichheit betroffen. Die Veränderung eines Lebensorts bedeutet, dass man sich mit der neuen Situation auseinandersetzen muss. Nicht selten sind diese Prozesse von Ethnisierungen und Selbst-Ethnisierungen begleitet.
Auch Fälle von Binnenmigration müssen als Gründe für weitreichende Veränderungen im eigenen Leben und als Prozesse mit Auswirkungen auf die Identitätskonstruktionen berücksichtigt werden.
Peer-Gewalt ist Gewalt von Kindern und Jugendlichen gegen andere Kinder und Jugendliche, meistens aus der gleichen Altersgruppe (Peer-Group).
Wir können Religion als den Glauben und die Praktiken definieren, die von einer Gruppe von Menschen durchgeführt werden, die sich auf eine_n Göttin/Gott oder mehrere Götter/Göttinnen beziehen. Religion umfasst historisch weitergegebene Traditionen, Schriften, Geschichten und Mythologien als auch persönliche Schicksal und mystische Erfahrungen, die das menschliche Verhalten, Geisteshaltungen und Moralkonzepte beeinflussen.
In einigen europäischen Gesellschaften hat die Bedeutung von Religion im Laufe der Zeit abgenommen. Gegenwärtig wird Religion immer mehr als eine private Wahl betrachtet und ist deswegen sowohl auf einer politischen Ebene interessant als auch als Umstand einer persönlichen Positionierung in einem Setting aus verschiedenen kulturellen Werten.
Soziale Gerechtigkeit ist eine Forderung und eine Vision, die in manchen sozialen Bewegungen und politischen Konflikten erhoben wird. Es geht dabei darum, unter Berücksichtigung von Unterschiedlichkeit soziale Gleichheit herzustellen und unterschiedlichen Perspektiven in einer Gesellschaft Gehör und Gewicht zu verschaffen.